„Nach 5 Minuten kann es am Brandort ganz anders aussehen.“

Erstellt von TÜV AUSTRIA Akademie |

Der Chef-Brandermittler Erich Rosenbaum zu Besuch am TÜV AUSTRIA Brandschutztag.

Der Expertentag im März begeisterte erneut mit einer Reihe brandheißer Themen - unter anderem kam ein Brandermittler des LKA Niederösterreich dem Feuer auf die Spur. Wir haben ihn zum Gespräch gebeten.

Herr Rosenbaum, worauf achtet man bei der Brandursachenermittlung im Allgemeinen?
Bei der Brandursachenermittlung ist in erster Linie wichtig festzustellen, wo der Brand seinen Ausgang genommen hat. Dabei muss man wissen, dass ein Feuer nicht nur Spuren vernichtet, sondern auch welche setzt, die bei richtiger Beurteilung Hinweise auf den Brandentstehungsbereich geben. Im Idealfall kann der Brandentstehungsort genau lokalisiert und in weiterer Folge die Zündquelle ermittelt werden.
Es ist also von großer Bedeutung, dass seitens der Löschmannschaften soweit als möglich spurenerhaltend gearbeitet wird oder sämtliche spurenzerstörende Handlungen dokumentiert werden.

Was ist speziell bei Unternehmen wichtig, nach einem Brand zu berücksichtigen, um die Brandursachenermittlung nicht zu behindern?
Ein Verantwortlicher sowie der Brandschutzbeauftrage des Unternehmens sind die wichtigsten Ansprechpartner für die Ermittler. Einige Fragen können nur vom Unternehmen selbst beantwortet werden, wie Zutrittsmöglichkeiten, Sperrverhältnisse oder der Ablauf der Evakuierung der Mitarbeiter. Nur anhand umfangreicher Informationen kann eine seriöse Beurteilung abgegeben werden.

Wieso ist es wichtig, dass die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung Fotos macht?
Fotos zu schießen halte ich für eine der wichtigsten Tätigkeiten. Nicht nur durch die Feuerwehr, sondern auch durch Polizeikräfte. Der Brandort ist der einzige Tatort in der Kriminalistik, der sich verändert. 5 Minuten nach dem Eintreffen kann es dort völlig anders aussehen. Spuren, die beim Eintreffen noch zu sehen gewesen wären, könnten in der Zwischenzeit vom Feuer vernichtet worden sein.

Gibt es eine Verpflichtung zur Dokumentation eines Brandeinsatzes durch die Feuerwehr? Was ist, wenn ich als Firmenleiter das Fotografieren auf meinem Gelände verbiete?
Es gibt keine Verpflichtung über eine Dokumentation eines Brandeinsatzes durch die Feuerwehr, jedoch wird dies von den Feuerwehren großteils freiwillig und das sehr professionell durchgeführt. Dies stellt für uns einen erheblichen Mehrwert bei den Ermittlungen dar.
Natürlich kann eine Firma das Fotografieren auf ihrem Gelände verbieten, das betrifft vor allem sensible Bereiche im Betrieb. Daran müssen wir uns natürlich halten. Die fotografische Beweissicherung der Brandursache wird aber in der Regel gestattet, da es dann auch um Haftungsfragen sowie Arbeits- und Versicherungsrechtliche Belange geht.

Welche Zuständigkeiten bei der Brandermittlung gibt es?
Bei einem Brandgeschehen ist in erster Linie natürlich die Feuerwehr Herr des Geschehens. Wenn es aber nach „Brandaus“ um die Verschuldensfrage geht, kommt die Polizei ins Spiel.
Hier muss aufgrund gesetzlicher Vorschriften die Ursache und die Verantwortlichkeit geklärt werden. Nicht zuletzt wird eine Regulierung des Schadens durch die Versicherungen nur bei einer polizeilichen Aufnahme und Klärung der Brandursache garantiert.
Sämtliche Brände im jeweiligem Bundesland werden den Landeskriminalämtern gemeldet und von dort die Weiterbearbeitung koordiniert oder selbst durchgeführt.
In den Bezirken sind gesondert vom Landeskriminalamt ausgebildete Bezirksbrandermittler eingerichtet, die die Erstaufnahmen und auch Feststellungen zur Brandursache durchführen.
Sollte die Ursache nicht zweifelsfrei festgestellt werden können, übernimmt die weitere Amtshandlung das Landeskriminalamt.

Danke für’s Gespräch.

Über den Brandschutztag

Der TÜV AUSTRIA Brandschutztag ist seit mehr als 20 Jahren DER Fixtermin im Kalender von Brandschutzverantwortlichen in Unternehmen. Er fand dieses Jahr am 23.03. statt und begeisterte die 300 Teilnehmer/innen im Eventhotel Pyramide unter anderem mit Vorträgen zum baulichen Brandschutz, zur Fotovoltaik auf Fassaden und Dächern oder einem Großbrand im industriellen Umfeld. Eine Keynote von Extremsportler Michael Strasser rundete die Vortragsreihe ab, und eine kleine Messe zum Thema Brandschutz brachte Teilnehmer/innen und Unternehmen in den Pausen zum Netzwerken zusammen.

Sie haben den TÜV AUSTRIA Brandschutztag verpasst? Am 27.09.2023 feiert dasselbe Programm in Salzburg ein Revival – es sind noch Plätze frei!

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E: akademie@tuv.at

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