Welche Gefahren drohen Einsatzkräften, falls es zu einem Brand rund um eine PV-Anlage kommt und wie können betriebliche Verantwortliche im vorbeugenden Brandschutz Risiken von Vornherein noch weiter minimieren? Zum Glück kommen solche Brände in der Praxis ausgesprochen selten vor. Umso wichtiger ist gerade bei seltenen Ereignissen jedoch die Übung für ein sicheres Handling. Auf dem ABC- und Katastrophenhilfeübungsplatz Tritolwerk rückten am 24. Juni 2025 diese und zahlreiche weitere Themen in den Fokus, etwa auch im Zusammenhang mit der bevorstehenden rigorosen Einschränkung von fluorbelasteten Feuerlöschschäumen durch die EU-Kommission.
Bildcredit: (c) Marko Kovic / TÜV AUSTRIA Akademie
Feuer am Dach im Brandschutz?
Sie sind mitunter schwierig zugänglich, teilweise schlecht gekennzeichnet, stehen auch nach Abschaltung weiterhin unter Spannung und bergen damit die Gefahr von Stromschlägen. Und sie werden immer mehr – sowohl in Privathaushalten als auch in Gewerbebetrieben. Die Rede ist von Photovoltaik-Systemen. Rund 500.000 PV-Anlagen sind derzeit am Stromnetz angebunden. Für die brandschutztechnische Praxis gewinnt dieses Thema daher zunehmend an Bedeutung. Fehlerhafte Steckverbindungen, unprofessionelle Montage oder verlängerte Wartungsintervalle sind für Schmorbrände an Modulen ausschlaggebend. Zum Glück kommt das in der Realität selten vor. Wie sieht es aber aus, wenn ein PV-Paneel tatsächlich in Brand gerät und welche Möglichkeiten bestehen dann zur Brandbekämpfung? Eine Simulation ist dabei gar nicht so einfach durchzuführen – außer, man befindet sich wie die 300 Teilnehmer:innen des Tags des Feuers im Ausbildungszentrum des Österreichischen Bundesheers mit Übungsgelände und eigenem Brandplatz. Die Wirkungsweise von Löschdecken und Feuerlöschern inklusive normgerechter Ausführung und theoretischen Insights demonstrierte Ing. Martin Swoboda, Leiter Brandschutz in der TÜV AUSTRIA SERVICES GMBH, Ausbildungsleiter gem. TRVB 117 in der TÜV AUSTRIA Akademie.
Technik und Taktik am Tag des Feuers
Ein Flash-Over als besonderes eindrucksvolles und zugleich extrem gefährliches Phänomen bei Bränden in geschlossenen Räumen veranschaulichte Vzlt Alexander Mattausch (Österreichisches Bundesheer, ABC-Abwehrzentrum). Zwischen Fachinformation und Faszination ging Mattausch auf die Brandverlaufskurve anhand eines Modells bis zum Feuerüberschlag ein. Drohnen sendeten während den Live-Demonstrationen beeindruckende Werte, wie etwa Temperaturen, und das von Positionen aus, zu denen Menschen keine Zugangsmöglichkeit haben. Ob Drohne oder mit Sensoren ausgestattete Roboter, die in unzugängliche Bereiche vorgeschickt werden können, ging es auch bei der Präsentation von Markus Brock (Österreichisches Bundesheer, ABC-Abwehrzentrum) über die Abwehrsysteme der Zukunft im Rahmen des europaübergreifenden Projekts PESCO. Dabei steht die Entwicklung gemeinsamer Technologien zur strukturierten und kontinuierlichen Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa im Mittelpunkt.
Prävention trifft Praxis
Der TÜV AUSTRIA Tag des Feuers bot auch heuer wieder ein breites Spektrum an Live-Demonstrationen. Neben brennenden PV-Paneelen und der Effektivität von fluorfreien Schaummitteln wurde etwa ein Wasserstoffbrand in Vergleich zu Brandsituationen mit anderen Energieträgern der Zukunft, wie Erdgas, Flüssiggas und Acetylen gesetzt. Gerade im Sommer ein heißes Thema: Martin Swoboda wies auf die Brandgefahr hin, die bei Kühlanlagen und Klimageräten durch Kältemittel besteht. Vorsicht ist insbesondere bei Wartungsarbeiten und beim Tausch von Komponenten geboten. Neben den vorgezeigten Experimenten konnten die Teilnehmer:innen in eine aktive Rolle schlüpfen und unter anderem akkubetriebene Werkzeuge im Bereich der Brandschutzinstallation, VR-Brille und Lange-Wegstrecken-Simulator sowie einen Gas-Flansch-Trainer im Stationsbetrieb testen und ausprobieren. Auch der CSE-Anhänger und das Tanklöschfahrzeug der TÜV AUSTRIA Akademie waren ebenfalls mit am Start.
Über den Tag des Feuers
Der TÜV AUSTRIA Tag des Feuers findet alle zwei Jahre statt und bietet in Kooperation mit dem ABC-Abwehrzentrum des Österreichischen Bundesheeres Experimente und interaktive Stationen, an denen Schlüsselkräfte des Brandschutzes praktische Erfahrungen sammeln und den Ernstfall simulieren. Der Expertentag ist aber mehr als nur eine Veranstaltung – er ist faktisch ein Feuer-Fest des Wissens und der Innovation. Diese praktische Fachtagung richtet sich an alle, die im Ernstfall kühlen Kopf bewahren müssen.