Recycling-Strategie 2030: das Henne-Ei-Prinzip

55 % der Kunststoffverpackungen müssen ab 2030 recycelt werden. Das ist aber nur möglich, wenn die Sammelmengen österreichweit weiter gesteigert werden. Wie das geht, erklärte ein Vortrag am Tag der Umwelt- und Abfallbeauftragten.


Wien im November: Im Rathaus bekamen ca. 200 Teilnehmer/innen ein praxisgerechtes Update in Sachen Umweltwirtschaft für betrieblich Beauftragte. Vorgetragen von den Koryphäen ihres Gebietes, ausgerichtet von der TÜV AUSTRIA Akademie in Kooperation mit Stadt Wien-Umweltschutz.

Gleichzeitig stand draußen sicher jemand vor der gelben Tonne und rätselte: diese Wurstverpackung – reinwerfen oder nicht reinwerfen?

Reinwerfen, teilte die Referentin Ulrike Volk von der MA 48 am Expertentag mit. Die Wurstverpackung, das Chipssackerl, die Butterfolie, sogar die Verpackung für Gewürze – unter anderem sind all diese Verpackungen sogenannte Leichtverpackungen und werden österreichweit seit 01.01.2023 gemeinsam gesammelt. Zudem werden in Wien auch Dosen und Getränkekartons in der gelben Tonne entsorgt. Ab 2025 gilt letztgenannte Regelung in ganz Österreich.

Becher für Becher zum Erfolg

Die Wiener Strategie dahinter besagt: Es soll nur das getrennt gesammelt werden, was auch tatsächlich sortiert wird und mit höchster Qualität verwertet wird. Die fehlende Sortierkapazität, die eingesetzten Sortiertechnologien und die Vermarktbarkeit der Sekundärrohstoffe hat in Wien bislang die Sammlung auf  Kunststoffflaschen, Getränkekartons und Dosen beschränkt.

Strengere EU-Vorgaben wie der verbindliche Einsatz von Sekundärrohstoffen bei Kunststoffgetränkeverpackungen, aber auch die Förderung zum Ausbau und der Modernisierung von Sortieranlagen ändern das nun schrittweise - Joghurtbecher für Joghurtbecher. Die Sortiertiefen werden immer besser, d.h. Sortierverluste verringern sich und die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen steigt.

Das Ziel lautet: Ab 2030 nur mehr wiederverwendbare oder recyclingfähige Kunststoffverpackungen in Verkehr zu setzen. Außerdem 55 % der Kunststoffverpackungen zu recyclen. Aber ohne höhere Menge an Altstoffen ist der Ausbau von Sortieranlagen nicht sinnvoll. Und hier legt das Ei die Henne: Baut man zuerst die Sortieranlagen aus und schafft einen Absatzmarkt? Oder sammelt man bereits jetzt mehr Fraktionen, auch wenn die Verbesserungen im Produktdesign und der Sortiertiefe erst schrittweise kommen? Optimierungen im Produktdesign erfolgen derzeit vor allem auf freiwilliger Basis, wie der Umstieg vom Einsatz eines Materialmixes auf Monomaterialien, da diese besser zu verwerten sind.

Leergut? Leerbesser!

Der erste Schritt in Richtung Umweltziel wurde bereits im Jänner gesetzt: Nun werden alle Leichtverpackungen österreichweit in der gelben Tonne entsorgt und so die Menge von Altstoffen erhöht. 20 % mehr Leichtverpackungen konnten in Wien bereits getrennt gesammelt werden, Tendenz steigend: Ab 2025 wird Einwegpfand für Kunststoff-Getränkeflaschen und Getränkedosen erhoben. Aufgrund der Einführung dieser Maßnahme wird mit einer Erfassungsquote zwischen  90 und 95 % gerechnet.

Über den Tag der Umwelt- und Abfallbeauftragten

Der Tag der Umwelt- und Abfallbeauftragten greift seit über 20 Jahren aktuelle Umweltthemen auf und stellt sie in den Unternehmens-Kontext. Im Lauf der letzten 2 Dekaden hat sich der Expertentag – eine Kooperation von TÜV AUSTRIA Akademie und Stadt Wien-Umweltschutz – zum jährlichen Fixpunkt der betrieblich Beauftragten entwickelt. Neben dem beschriebenen Vortrag standen auf dem Programm: Vorträge über ‚Forever Chemicals -PFAS‘, über ein Gütesiegel für nachhaltige Gastronomie, die Online-Plattform für Second Hand Produkte - Widado, die Lösungen in Zeiten der Energiewende und ein Update aus dem Umwelt- und Abfallrecht.

Kontakt

T: +43 (0)5 0454-8000
E: akademie@tuv.at

TÜV AUSTRIA-Platz 1
2345 Brunn am Gebirge

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