Sie haben die Funktion, Krankheiten zu erkennen, zu verhindern, zu behandeln und zu überwachen. Bei jedem Schritt kommt es vor allem auf eines an: die gelungene Kommunikation zwischen Hersteller, Benannte Stelle, Betreiber und den jeweiligen Anwender:innen. Deshalb erklärte der diesjährige Medizinprodukte-Tag in Kooperation mit mdc medical device certification GmbH am 05.06.2025 in Brunn am Gebirge die Kommunikation zum Leitthema, um die einzelnen Perspektiven und Anforderungen aller Beteiligten zusammenzuführen. Der rote Faden zog sich durch alle Themenblöcke und reichte von „ins Gespräch kommen“ bis hin zum „Finden von gemeinsamen Antworten“.
Hinhören: Der Schlüssel, der alle Türen öffnet
Ein starkes Signal sendeten Angela Pototschnigg (Selbstvertreterin, die mit kognitiven Veränderungen lebt) und ihre Assistentin Monika Kripp (Demenz Selbsthilfe Austria). Sie schilderten die Herausforderungen, mit denen die rund 150.000 Demenzerkrankten in Österreich täglich konfrontiert sind. Es ging um die Sicherheit, die Betroffenen das Vertrauen gibt, dass Medizinprodukte-Hersteller und Gesundheitseinrichtungen ihre Bedürfnisse gut verstehen. Die Betroffene richtete einen konkreten Appell an die Anwesenden: „Sprechen Sie mit uns und nicht über uns. Wir leben mit dieser Erkrankung und wissen wohl am besten, was wir brauchen!“ Denn kleine Veränderungen haben für Betroffene große Auswirkungen. Schon minimale Designänderungen von Medikamentenverpackungen führen für Demenzerkrankte zu Irritationen und Verunsicherung.
Kommunikation als Schlüssel für Fortschritt
Zwischen „Daily Business“ und „Challenge“: Wie bei Designänderungen verhält es sich auch bei Untersuchungen im Krankenhaus: Was es hier neben Verständnis und Orientierungshilfe braucht, ist Haltung: Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Unterstützung. Hersteller sind nicht nur bei der Funktionalität von Medizinprodukten gefragt, sondern auch bei der Entwicklung intuitiver und verlässlicher Produkte mit klarem Design und Wiedererkennungswert. Die Einbeziehung und Berücksichtigung von Nutzerfeedback ist dabei von besonderem Wert. Als entscheidenden Faktor im medizinischen 3D-Druck führte etwa Karl H. Schneider (Medizinische Universität Wien) die interdisziplinäre Kommunikation in seinem Vortrag an. Ebenfalls für unverzichtbar hielt Michael Katzianschütz (LKH-Universitätsklinikum Graz) die Kommunikation bei der erfolgreichen Implementierung von Lean-Management-Prinzipien in einem Unternehmen – wie dem LKH-Universitätsklinikum Graz, einem Vorreiter in Sachen Lean-Management.
Alle ziehen an einem Strang, dem Kommunikationsstrang
Hersteller – Benannte Stelle – Technik – Betreiber – Anwendung: Medizinprodukte durchlaufen in ihrem Lebenszyklus alle diese Stationen und benötigen übergreifende Nahtstellen, um im Sinne des großen Ganzen die Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit zu gewährleisten. Transparenz und Zusammenarbeit braucht es etwa für die erfolgreiche Kommunikation mit der Medizinmarktaufsicht. Nebojsa Serafimovic (AGES Medizinmarktaufsicht) gab Einblicke in die Kommunikationsprozesse mit der Aufsichtsbehörde. Wie man mit der neuen Kundin, der Benannten Stelle, umgeht und sie mit strukturierten Prozessen und sorgfältiger Planung von Projekten überzeugen kann, erklärte Volker Sudmann (medical device certification GmbH) in seinem Vortrag.
Dialog statt Monolog
Drei parallel stattfindende interaktive Workshops ermöglichten das „In Kontakt treten“ mit unterschiedlichen Zielgruppen. Bei Michaela Rupp (Austromed) ging es um Händler als Schnittstelle zwischen Hersteller und Betreiber. In einer Doppelconférence widmeten sich die beiden TÜV AUSTRIA Mitarbeiter Josef Mühlleitner und Thomas Freywald dem technischen Sicherheitsbeauftragten als Sprachrohr für Technik und Sicherheit. Dass es sich bei Medizinprodukteberatung um mehr als lediglich Vertrieb handelt, zeigte Johann Dori (TÜV AUSTRIA) in seinem Workshop auf. Die Quintessenz: Die besten Antworten entstehen, wenn die richtigen Fragen im richtigen Umfeld gestellt werden. Der gelungene Austausch und Wissenstransfer in den Workshops soll zum Erfolg und Fortschritt in der Medizinprodukte-Branche beitragen.
Über den Medizinprodukte-Tag
Der TÜV AUSTRIA Medizinprodukte-Tag ist DIE Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Hersteller:innen, Berater:innen, Betreiber:innen und Anwender:innen von Medizinprodukten und bietet der Branche eine fachliche Weiterbildung sowie Neuerungen und praktischen Nutzen. Der Expertentag wird in Kooperation mit der Benannten Stelle mdc medical device certification GmbH durchgeführt.