Energieversorgung: Wie können Unternehmen den Wald mit allen Bäumen sehen?

Andreas Schnitzer von TÜV AUSTRIA sprach am Tag der Energiebeauftragten und -auditor/innen über den sicheren Betrieb von Energieversorgungssystemen.

Käme der Strom einfach aus der Steckdose, wäre das Energiemanagement in Betrieben um ein Vielfaches leichter. Leider tut er das nicht, ganz im Gegenteil: Der Energiemix und aktuelle Entwicklungen machen es zusehends komplexer, sich einen Überblick zu verschaffen. Smart Grid, Lastmanagement, der Carbon Footprint und jede Menge gesetzlicher Vorgaben fordern Unternehmen, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Andreas Schnitzer, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagement bei TÜV AUSTRIA, erläuterte am Expertentag die Aufgabenstellung für Energiebeauftragte.
 

Das Kleingedruckte
Der sichere Betrieb von Energieversorgungssystemen ist unter anderem dann gewährleistet, wenn gesetzliche, behördliche und normative Vorgaben eingehalten werden. Die ISO 50001 zum Energiemanagement, die ISO 14001 zum Umweltmanagement, die CSRD-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – das sind nur einige dieser Vorgaben, die sich mit der Reduzierung des Fußabdruckes beschäftigen. Aktuell kommt die ISO 22301 zum Business Continuity Management hinzu: Sie liefert Informationen zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes während eines Ausfalles der Systeme, beispielsweise während eines Blackouts. Für Energiebeauftragte wird es also zusehends wichtiger, den Wald mit allen Bäumen zu sehen. Wie schaffen sie das?
 

Überblick verschaffen
Die Art der Energieversorgung hat einen deutlichen Einfluss auf die CO2 Bilanz. „Wer Klarheit über die bestehende Energieversorgung herstellt, schafft eine solide Grundlage für die Treibhausgasbilanzierung. Die Summe der Daten hilft bei der Verbrauchsoptimierung und der damit verbundenen Reduktion der Treibhausgase, allen voran CO2“, sagte Andreas Schmutzer am Tag der Energiebeauftragten. Dazu sollten sich Unternehmen zuerst die Bausteine ihres Energiemixes ansehen: Wie hoch ist der Anteil an erneuerbaren Energien? Wie hoch ist der Anteil an fossiler Energie? Welche Übertragungssysteme sind vorhanden, welche Schnittstellen gibt es auf dem Weg von externen Energieversorgern zu meinem Unternehmen? Sind alle Fragen dazu geklärt und auch jede Gasregelstation, Trafostation und Fernwärmeübergabestation identifiziert, sollte auch die Energiespeicherung in die Beurteilung der Energieversorgung mit einbezogen werden.
 

Sicher versorgt?
Die Versorgungssicherheit ist erst dann gewährleistet, wenn aktuelle Entwicklungen mitberücksichtigt werden. Wer beispielsweise einen Fuhrpark an Elektroautos besitzt, sollte sich mit der Netzauslastung auseinandersetzen und mittels Lastmanagement die Ladestationen regeln, um die Leistungsfähigkeit des Hausanschlusses nicht zu gefährden. Leistungsschwankungen können auch durch intelligente Stromnetze ausgeglichen werden. Smart Grids verbinden Stromerzeuger, Verbraucher und Betreiber über das Internet und automatisieren die Stromversorgung. Schwankungen werden so frühzeitig erkannt, ein stabileres Stromnetz geschaffen. Die digitale Vernetzung birgt jedoch auch die Gefahr von Cyberattacken – zusätzliche Security-Maßnahmen sollten gesetzt werden.

Modernes Energiemanagement beschäftigt sich also mit einer Reihe von Teilgebieten: Das Facility Management, IT-Security-Manager, Instandhaltung – sie alle sind Ansprechpartner, wenn es um die Energieversorgung geht. Andreas Schnitzer dazu: „Gut geschulte Mitarbeiter/innen sind ein wesentlicher Teil einer ausfallssicheren und effizienten Energieversorgung die - ganz nebenbei oder doch vorrangig – den CO2 Ausstoß reduziert.“
 

Über den Tag der Energiebeauftragten und -auditor/innen
Die Experten-Tagung für Energiebeauftragte und -auditor/innen bietet praxisnahe Tipps, rechtliche Informationen und Inputs für die betriebliche Praxis. Die Tagung findet einmal jährlich online und vor Ort statt und wird von der TÜV AUSTRIA Akademie organisiert. Dieses Jahr drehte sich thematisch alles rund um den Sprung von der Energiekrise zur Energiewende. Ein Vortrag beschäftigte sich mit den Energieträgern der Zukunft (Stephan Abermann, AIT Austrian Institute of Technology). Es gab einen Beitrag über neue Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung durch Energiegemeinschaften (Marco Selenic, CMS Reich-Rohrwig Hainz, und Horst Lunzer, Dr. Horst Lunzer Energie und Umwelt). Und ein Rechtsupdate für Facility- und Gebäudemanager/innen von Rechtsanwältin Therese Frank.

Kontakt

T: +43 (0)5 0454-8000
E: akademie@tuv.at

TÜV AUSTRIA-Platz 1
2345 Brunn am Gebirge

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