Zufriedenheit ist ein leiser Indikator mit lauter Wirkung. Mag. Dr. Gertraud Weiß, MPH, vom Gesundheitszentrum Oberndorf zeigte am Qualitätstag eindrucksvoll, wie man Patient:innen und Mitarbeitende nicht nur befragt, sondern wirklich versteht. Mit wissenschaftlich fundierten Modellen wie dem Diskonfirmationsmodell oder Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie wurden Erwartungen, Erfahrungen und Engagement systematisch erfasst. Die Rücklaufquoten von 70 % bei Patient:innen und 62 % bei Mitarbeitenden sprechen für sich. Doch die eigentliche Stärke liegt in der Umsetzung: Feedback wird nicht archiviert, sondern in konkrete Verbesserungen verwandelt – etwa bei der Speisenversorgung oder der Führungskultur.
Von der normierten Qualität zur gelebten Zukunft
Was aber, wenn Zukunft nicht nur gelebt, sondern auch neu definiert wird? Genau das passiert derzeit mit der Revision der ISO 9001:2015. Der Vortrag von DI Maximilian Wiesinger, MSc, Lead Auditor bei TÜV AUSTRIA, gab einen exklusiven Einblick in den aktuellen Stand der Normenentwicklung.
Die neue Version der Norm, die ISO 9001:2026, bringt Veränderungen mit sich, die Unternehmen frühzeitig kennen sollten. Der Klimawandel wird erstmals explizit als Kontextfaktor genannt, den Organisationen bewerten und in ihre strategische Ausrichtung einbeziehen müssen.
Auch die Erwartungen interessierter Parteien – von Kund:innen über Mitarbeitende bis zu Behörden – können künftig Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz enthalten. Damit wird Umweltverantwortung zum integralen Bestandteil des Qualitätsmanagements.
Besonders bemerkenswert ist die neue Rolle des ethischen Verhaltens. Die oberste Leitung wird künftig nicht nur an ihrer Führungsstärke gemessen, sondern auch daran, ob sie Fairness, Gerechtigkeit und Verantwortungsbewusstsein aktiv fördert. Ethisches Verhalten wird als Teil der Qualitätskultur definiert und erhält damit einen festen Platz im Normtext. Diese Erweiterung ist mehr als eine formale Anpassung – sie ist ein klares Signal für eine werteorientierte Unternehmensführung.
Auch strukturell bringt die Revision Neuerungen. Risiken und Chancen werden künftig getrennt betrachtet, was eine präzisere Planung und Bewertung ermöglicht. In der Produktentwicklung wird mehr Flexibilität zugelassen, um Innovationszyklen besser zu unterstützen. Ein umfangreicher Anhang mit Erläuterungen soll die Implementierung erleichtern und bietet praktische Hilfestellungen für die Anwendung im Alltag.
Zeitplan und Übergangsfrist
Die internationale Norm ISO 9001:2026 erscheint voraussichtlich zwischen Juli und September 2026, die europäische und österreichische Version (EN ISO bzw. ÖNORM EN ISO) folgt bis spätestens November 2026. Unternehmen haben danach eine Übergangsfrist von etwa drei Jahren, um ihr Qualitätsmanagementsystem anzupassen – analog zu früheren Revisionen.
Fazit
Ob subjektives Empfinden oder objektive Norm – Qualität lebt vom Dialog. Der Qualitätstag 2025 hat gezeigt: Wer Zufriedenheit ernst nimmt und Normen als Chance begreift, gestaltet nicht nur Prozesse, sondern Vertrauen. Und das ist die höchste Form der Qualität.





















